Die neue Verfassung und der Krieg mit Porlena.
57
In so ruchloser Weise wurden Lucius Tarquinius und Tullia die Beherrscher von Rom.
Lucius Tarquinius fhrte im Inneren ein gewaltttiges ^rquwms und tyrannisches Regiment, weshalb er den Beinamen Superbus fhrt.
Wie die griechischen Tyrannen, umgab er sich mit einer Leibwache und ver-folgte viele Mitglieder des Adels durch Verhaftung, chtung und Hin-richtnng, während er ihre Gter einzog. Den Senat berief er ebensowenig wie die Volksversammlung; die Verfassung des Servius hob er aus. Wie sein Vater, liebte er frstlichen Glanz und vollendete die groen Bauten, die jener begonnen hatte, insbesondere die Kloaken und den Tempel des kapi-tolinischen Jupiter.
Nach auen breitete er Roms Herrschaft weiter aus als irgend einer semer Vorgnger. Da wurde die Gewalttat, die sein Sohn Sextus an der tugendhaften Lukretia vollfhrte, der Anla zu feinem Sturze.
Lukretia ttete sich felbft; die Rmer aber erhoben sich unter Fhrung des Junius Brutus und strzten das Knigtum. Tarquinius begab sich Knigtums nach einer Stadt Etruriens. 5io-
Ii. pie Zeit der rmischen Ueputik. 51030.
1. Iie Zeit der Stndekmpfe und der Eroberung Italiens.
510-266.
Tic iichc Verfassung und cv Krieg mit Porsena.
6l Die neue Verfassung. Seit dem Sturze der Knigsherrfchaft war Rom eine Republik. An Stelle des Knigs traten zwei Konsuln Konsuln, als oberste Beamte, als Heerfhrer und Richter. Ihre Macht war fchon deshalb geringer als die der Könige, weil sie sich darein teilen muten;
aber dazu kam, da sie nur auf ein Jahr gewhlt wurden. Nur in Not-lagen des Staates schien es richtig, die oberste Gewalt in der Hand eines Mannes zu vereinigen. Dann whlte man einen D i k t a t o r, der in un- Diktator, umschrnkter Weise gebot; aber auch die Machtbefugnis des Diktators dauerte nie lnger als sechs Monate. So kam es, da der grte Einflu dem Senat zufiel; und da in diefem nur Adlige, Patrizier, saen, da ferner auch zu Beamten und Priestern nur Adlige gewhlt wurden, fo Senat, mu man die damalige Verfassung Roms eine ari st akratische nennen.
Zwar wurde die Volksversammlung regelmig berusen; aber auchf"ng.
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Extrahierte Personennamen: Lucius_Tarquinius Lucius_Tarquinius Servius Lukretia Brutus
C. Cassius Longinus. M. Brutus. 157
Parther nur von einem römischenköuig besiegt werden könnten, und verlangte von dem Senat, daß er dem Imperator gestatte, außerhalb Italiens den Königstitel zu führen, in der Hoffnung, daß man dem glücklichen Sieger nach seiner Rückkehr auch in Rom den königlichen Namen nicht länger versagen werde. Am 15. März (an den Iden des Märzes) des I. 44 sollte der Senat über diesen Vorschlag entscheiden. Aber dieser Tag brachte ihm den Tod durch Mörderhand.
Man darf übrigens nicht glauben, daß das Streben nach dem Königtum dem Cäsar den Tod gebracht. Die Ver-schwornen beschönigten zwar ihr Verbrechen damit, daß sie Rom vor dem Königtum hätten bewahren, daß sie die Freiheit und die Republik gegen einen Tyrannen hätten schützen wollen; aber die eigentlichen Beweggründe waren gemeiner, selbstsüchtiger Art; Haß und Rachsucht trieb die Undankbaren zur Verschwörung gegen das Leben ihres Wohlthäters. Zum Teil waren es frühere Freunde Cäsars, die sich nicht genug belohnt glaubten, zum Teil begnadigte Pompejaner, welche von ihm mit Ämtern und Würden beehrt worden waren und doch sich hintangesetzt wähnten. Der eigentliche Urheber der Verschwörung war C. Cassius Longinus, ein Pompejaner, dem Cäsar das Leben geschenkt, ein hagerer, von Leidenschaften verzehrter Mann mit bleichem Gesicht und finsterem verschlossenem Charakter. Dieser zog andere Unzufriedene an sich, doch wollten sie nur unter der Bedingung an der Verschwörung teil nehmen, daß auch M. Brutus, der wegen seines reinen edlen Charakters in allgemeinem Ansehen stand, für die Sache gewonnen würde. Brutus war auch Pompejaner gewesen, aber danach von Cäsar ganz besonders geliebt und begünstigt worden. Es war daher, zumal bei seinem ehrenwerten Charakter, ein schweres Werk, ihn zur Ermordung Cäsars zu verleiten. Die Verschworenen gaben sich alle Mühe, dem schwärmerischen Manne den Gedanken beizubringen, daß er die Republik retten müsse. Sie schrieben an die Statue des älteren Brutus, der die Könige vertrieben: „O daß du noch lebtest!" sie streuten Zettel auf seinen Prätoreusitz mit den Worten: „Brutus, du schläfst!"
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67
Minucius in Noch war. Ohne Saumen begann der Kampf. Die
Aequer, von zwei Seiten angegriffen und eingeschlossen, baten, der
Dictator mochte sie entwaffnet abziehen lassen. Er bewilligte es gegen
die Abtretung ihrer Stadt Corbio; dann ließ er von drei Spießen ein
Joch machen, so daß zwei in die Erde gesteckt und einer quer darüber
gebunden wurde, und durch diesen Galgen zogen die Aequer ohne
Waffen mit Schande ab. Der Dictator hielt nach diesem Sieg einen
herrlichen Triumphzng, legte schon am sechzehnten Tage seine Würde
nieder und begab sich wieder zu seinen ländlichen Beschäftigungen.
Der Krieg war aber damit noch nicht beendigt, denn die Aequer
wiederholten aus ihren Bergvesten ihre Verheerungszüge ans das römische
Gebiet, bis eine große Niederlage bei Eorbio im I. 446 v. Ehr.,
308 n. R. sie auf längere Zeit schwächte.
Die Tribunen bestanden unterdessen auf ihren Forderungen. Die
Patricier mußten im I. 457 v. Ehr., 297 n. R. bewilligen, daß von
nun an zehn Tribunen gewählt wurden, auch den Aventinus, wo
schon seit des Königs Ancus Zeit eine plebejische Ansiedelung war, zu
Wohnplätzen für die Plebejer vertheilen lassen. Besonders zeigte sich bei
Erneuerung des Ackergesetzes ein alter, aber unruhiger Kriegsmann
thatig, L. Siccius Dentatus, der in 120 Gefechten gestritten,
neun Triumphe begleitet, acht Feinde erlegt, und 45 Narben bekommen
hatte und mit Ehrenzeichen aller Art geschmückt war. Der Senat sah sich
endlich zur Nachgiebigkeit genothigt und bewilligte, daß im I. 454
v. Ehr., 300 n. R. drei Abgeordnete in die griechischen Städte Ita-
liens geschickt würden, um die besten Gesetze aufzusuchen und zu
sammeln. Daß sie auch nach Achen gegangen sind, um die Gesetze
des weisen Solon kennen zu lernen, laßt sich bezweifeln, weil damals
zwischen Athen und Rom noch gar keine Bekanntschaft und politische
Verbindung Statt fand, und Cicero, ein gültiger Zeuge, von einer
solchen Gesandtschaft nach Griechenland gänzlich schweigt.
Vi.
Die Negierung der Deeemvirn und ihr Sturz. Herstellung
und Begründung der Volksfreiheit. Die zwölf Tafeln.
Die Censur.
Als im I. 452. 302 n. R. die drei abgeschickten Gesandten
zurückgekehrt waren, wurde beschlossen, die bisherigen Obrigkeiten einst-
weilen aufzuheben, und an ihre Stelle zehn Männer zu wählen,
welche mit unbeschränkter Vollmacht die gesammelten Gesetze ordnen
5*
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285
Bekanntmachung des Testaments, worin Casar jedem Bürger der Nie-
dern Klasse ein Legat von etwa fünfzehn Thalern vermacht und seine
Gärten an der Tiber zu öffentlichen Spatzicrgängen bestimmt hatte,
wurde das Volk gegen die Morder eingenommen. Haupterbe war
seiner Schwester Tochtersohn C. Octavias. Antonius und Decimus
Brutus, einer der Mörder, waren zu Vollziehern des Testaments er»
uannt. Des Volkes Unwillen wußte nun der schlaue Antonius durch
die Anstalten der feierlichen Leicheubestattuug Casars und durch die
Standrede, die er auf dem Markte vor dem ausgestellten Leichnam
und blutigen Gewände des Ermordeten hielt, zur Wuth gegen die
Mörder zu steigern. Der aufgehetzte Pöbel riß Feuerbrände von Cäsars
Scheiterhaufen und zündete die Hauser des Brutus, Caffius und an-
derer Verschworenen an; Helvius Cinna, aus Jrrthum für einen Feind
Cäsars gehalten, wurde getödtet, in Stücke zerrissen und sein Kopf
auf einer Pike herumgetragen. Nur mit militairischer Gewalt stellte
Antonius die Ruhe wieder her, sammelte aber um sich eine Art von
Leibwache von Soldaten und Offizieren aus Cäsars Armee, und unter-
hielt Verbindungen mit den Veteranen als treuen Anhängern ihres ehe-
maligen Führers. Die Verschworenen hatten sich bei dem Tumulte
aus der Stadt entfernt; Decimus Brutus begab sich in das cisalpi-
nische Gallien, Trebonius nach Asien, Tillius Cimber nach Bithynien.
Cassius und M. Brutus erhielten den Auftrag, für die Zufuhr des
Getreides nach Rom zu sorgen, da sie in der Stadt nicht mehr mit
Sicherheit Prätoren seyn konnten. Sie begaben sich aber bald nach-
her in die ihnen früher angewiesenen Provinzen, Cassius nach Syrien,
Brutus nach Macedonien. Dessenungeachtet setzte es Antonius in dem
eingeschüchterten Senate durch, daß ihm die Provinz Gallia Cisalpina,
dem Cónsul Dolabella Syrien zugesprochen wurde. Vergebens prote-
stirten die dabei Betheiligten. Diese Zwistigkeiten zogen einen offen-
baren Bruch nach sich, und die Verschworenen setzten ihre Provinzen
in Vertheidigungszustand. Am ersten September sollte die Streitsache
im Senate entschieden werden. Cicero, durch die Lage der Republik,
durch die Scheidung von seiner Gattin Terentia und durch den Tod
seiner Tochter Tullia tief gebeugt, wohnte der Versammlung nicht bei,
obgleich Antonius nach ihm schickte und drohete, sein Haus niederzu-
reißen, wenn er nicht erschiene. Allein am folgenden Tage, als An-
tonius abwesend war, hielt Cicero gegen dessen Staatsverwaltung eine
ernstliche Rede, und schrieb bald darauf in noch stärkern Ausdrücken
eine zweite, die den Antonius zur bittersten Feindschaft gegen den
Redner reizte. Man nennt diese und die folgenden Reden gegen
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Extrahierte Personennamen: Tochtersohn_C._Octavias Antonius Decimus
Brutus Brutus Antonius Cäsars Cäsars Brutus Cäsars Antonius Cäsars Brutus Brutus Brutus Brutus Antonius Antonius Cónsul_Dolabella Terentia Tullia Antonius Cicero Antonius
Extrahierte Ortsnamen: Nie- Caffius Cäsars_Armee Gallien Asien Rom Syrien Macedonien
572
ein thatiger Feldherr war, der die Armee in Ordnung hielt und ihr
eine Verfassung gab, die sie bis Constantias Zeiten behalten hat; so
wollte er doch nicht als Eroberer glanzen, sondern erhielt den Frieden
aus der Ueberzeugung, daß er dem Reiche nütze. Daher gewann er
auch Zeit, um im Innern manche Verbesserungen einzuführen, z. B.
im Gerichtswesen, wozu er die alten Gesetze oder Edicte der Prätoren
durch den Rechtsgelehrten Salvius Julianus sammeln und als Hdictum
perpetuum d. h. als bleibendes Gesetzbuch bekannt machen ließ, woran
sich die Richter zu halten hatten. Seitdem horten die Edicte der
Pratoren auf, auch die Senatsconsulte wurden seltner, und an ihre
Stelle trat der kaiserliche Wille, der in Briefen, Rescripten, Edicten,
Decreten und Constitutionen als Gesetz bekannt gemacht wurde. Aus
den Rechtsgelehrten, die den Kaiser als geheime Rathe umgaben,
bildete sich der Reichsrath oder das Ministerium, Konsistorium ?rin-
oipis. Eine durchgreifende Veränderung erfuhr uuter Hadrian auch die
Form der Reichsverwaltung, indem er Staats- Hof- und Kriegsämter
(oificia publica, palatina und militaria) so einrichtete, wie sie bis auf
Constantin blieben, der sie nur vermehrte oder mit neuen Titulaturen
versah. Ungeachtet der rastlosen Thatigkeit schrieb der belesene und in
allen Wissenschaften und Künsten bewanderte und auf seine Gelehrsam-
keit etwas eitle Kaiser doch noch eine Menge Werke, poetische, histo-
rische, militairische, rhetorische, sprach gern und viel mit gelehrten
Männern und beförderte die Gelehrsamkeit. In Rom stiftete er das
Athenäum mit einer Bibliothek, worin Lehrer der Beredtsamkeit, Phi-
losophie und Grammatik unterhalten wurden. Auch war er ein Lieb-
haber des Bauens, und besaß selbst architektonische Kenntnisse. Daß
er aus Eifersucht einen Baumeister Apollodorus tödtete und vom Zorn
sich zur Ungerechtigkeit Hinreißen ließ, gereicht ihm freilich zum Vor-
wurf. Unter seinen vielen Bauten sind berühmt sein Grabmal in Rom,
die Noles Hadriani, jetzt die Engelsburg, und die Villa bei Tibur,
aus einer Menge von Gebäuden in ägyptischen und griechischen Ge-
schmack, jetzt ein Labyrinth von Ruinen, das sieben Meilen im Um-
fang hat, die unerschöpflichste Fundgrube von Kunstwerken für die
neuern Zeiten, und der herrlichste Natur- und Kunstgarten, den je die
Welt sah. Unter Hadrian lebte auch der reiche und großherzige Kunst-
freund, Herodes Atticus aus Marathon, zugleich ein berühmter
Redner, der in Athen und Rom große Prachtgebäude aufführen ließ.
Eine in Wahnsinn ausbrechende Krankheit verdüsterte die letzten
Tage seines Lebens, das er im 63sten Jahre im Bade zu Vajä am
12. Juli 138 beschloß. Da er kinderlos war, hatte er nach dem
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Extrahierte Personennamen: Constantias Constantin Noles_Hadriani Herodes_Atticus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Engelsburg Tibur Athen Rom
410
hatten, waren: 1) der Orient mit fünf Diocesen: Orient, Aegypten,
Asien, Pontus, Thracien, die zusammen 48 Provinzen hatten; 2)Jl-
l-yricum mit den beiden Diocesen Macedonien (Griechenland) und
Darien, die in elf Provinzen getheilt waren; 3) Italien mit drei
Diocesen, Jtmen, das westliche Illyricum und Afrika (das alte Ge-
biet von Karthago), welche 29 Provinzen hatten; 4) Gallien mit
den Dibcefen Gallien, Hispanien und Britannien, mit 28 Provinzen;
im Ganzen waren also 13 Dwcesen und 116 Provinzen. Rom und
Comstantinopel hatten ihre eigenen Prafecten. Die Statthalter in
den Diocesen hießen Vicarii." in den Provinzen Rectores, Proconsules,
Praesides, Curatores, Correctores. Das Heer, in welchem viele
Aus länder, zumal Deutsche, Gothen, Franken u. a. waren, stand unter
einem General der Infanterie und einem General der Cavallerie (Ma-
gistri utriusque militiae, magister peditum, magister equitum), un-
ter diesen wiederum Comites und Duces, Generale und Obersten.
Das Cabinet oder das Ministerium bildeten die sieben höchsten
Reitchsbeamten, (Ministri palatini illustres): der Praepositus sacri
cubiculi, Vorsteher des kaiserlichen Schlafzimmers (sacer, geheiligt,
hieß Alles, was dem Kaiser gehörte), der Oberkammerherr, der im-
mer ein Eunuch seyn mußte; der Magister officiorum, Kanzler oder
Staatsminister des Innern, der den schriftlichen Verkehr des Kaisers
mit den Unterthanen und auch die auswärtigen Angelegenheiten be-
sorgte; der Quaestor, Iustizminister, zugleich Staatssekretair; der Co-
mes sacrarum largitionum, Minister des Schatzes; der Comes rei
privalae, Verwalter der Privatkasse des Kaisers und der .Domainen;
endlich die beiden Befehlshaber der Haustruppen, die an die Stelle
der alten Prätorianer getreten waren, Comites domesticorum, equi-
tum ct peditum. Unter jedem Minister standen Bureau's (scrinia)
mit zahllosen Unterbeamten. Unter der Menge der Hofbedienren waren
der Aufseher über die Kleiduug des Kaisers und der über die Tafel
(Comes castrensis) die vornehmsten. Dazu kamen eine Menge Titu-
laturen für die bestimmte Rangordnung der Beamten: Nobilissimi hie-
ßen die kaiserlichen Prinzen, Illustres die Minister, Consuln und Prä-
fekten, 8pectabiles die Vicarie«, Proconsuln, Comites und Duces,
Clarissimi die Consularen, Correctoren und Präsides, Perfectissimi und
Egregii waren andere Hofchargen.
Die vier kostspieligen Hofhaltungen seit 292 und die nachherigen
Unruhen hatten alle Finanzordnung zerstört. Constantin richtete die
Finanzverwaltung neu ein, aber zum Nachtheil des gemeinen Wesens.
Die Erhcbungskosten verschlangen vielleicht den vierten Theil der Ein-
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Extrahierte Personennamen: Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Asien Macedonien Griechenland Italien Afrika Karthago Gallien Gallien Hispanien Britannien
589
Willkühr einzelner Imperatoren stieg bis zu einer unglaublichen Hohe,
und es laßt sich kaum begreifen, wie das römische Volk, das sich den
Herrn des Erdkreises nannte, die unsinnigen Launen und Grausamkeiten
eines Caligula, Nero, Vitellius, Domitian, Caracalla und Heliogabal
so lange gefallen ließ. Nur dadurch wird diese Erscheinung erklär-
bar, daß die Provinzen jenen Druck weniger fühlten und im Ganzen
sich besser befanden unter den kaiserlichen besoldeten Beamten als unter
den republikanischen; daß ferner die niedere Volksmenge in der Haupt-
stadt unter jenen grausamen Imperatoren, die zugleich Verschwender
und Freunde öffentlicher Lustbarkeiten waren, goldene Tage hatte, denn
Fleisch- Brod- und Weinspenden unterhielten den müßigen Pobel und
die Spiele des Circus zogen die Blicke hinweg von den Greuelscenen
der Tyrannei. Endlich waren auch die Prätorianer eine starke Stütze
des Despotismus, so lange sie gut bezahlt und beschenkt wurden.
Ihre Anmaßungen stiegen aber zuletzt so weit, daß sie Kaiser morde-
ten, einsetzten und das Reich verhandelten. Die zügellose militairische
Regierung unter einigen Kaisern des zweiten Jahrhunderts war der in
Algier ehemals gebräuchlichen nicht unähnlich, wo die souveraine Macht
in den Händen einer zuchtlosen Miliz war, welche nach Willkühr den
Dey ein- und absetzte. Die Grausamkeit einiger Kaiser traf mehr die
vornehmen Familien als die eigentliche Vürgerklaffe, daher diese ruhig
blieb, und Verschwörungen gegen das Leben der Kaiser nur von deren
nächsten Umgebungen oder von dem Militair ausgingen. Die bei uns
gewöhnliche Erbfolge war bei den Römern etwas Ungewöhnliches; der
Kaiser konnte seinen Nachfolger nur durch Adoption bestimmen, sonst
wurde er gewählt, entweder von den Soldaten und dann vom Senate
bestätigt, oder auch vom Senate zuerst ernannt und von dem Militair
angenommen, nur bei Tiberius, Caligula, Claudius und Nero fand
eine gewisse Erbfolge statt; die beliebtere Wahl betrachtete man als
einen Beweis der Freiheit, in der man noch zu leben wähnte.
Der schon oben erwähnte, durch die bürgerlichen Kriege herbeige-
führte Verfall des Ackerbau's in Italien hatte auf die volkreiche
Hauptstadt sehr nachtheilige Rückwirkungen, da sie leicht von Hungers-
uoth heimgesucht werden konnte, wenn die ägyptischen und afrikanischen
Getraideflotten ausblieben; daher Tacitus mit Unwillen bemerkt: >7 das
Leben des römischen Volkes hängt täglich von der Unsicherheit des
Meeres und der Witterung ab, und wenn nicht der Ueberfluß der
Provinzen den italischen Gutsbesitzern, ihren Sklaven und.aeckern zu
Hülfe käme, wie schlecht würden unsere Lusthaine und Landhäuser uns
sättigen! — Einst brachte man aus Italien den entfernten Legionen
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Extrahierte Personennamen: Caligula Domitian Caracalla Pobel Tiberius Caligula Claudius
405
dem Feldzuge nach Persien. Schon waren die Hauptstädte Seleucia
und Ktesiphon erobert und der Tigris überschritten, als ein Blitzstrahl
den Kaiser erschlug, am 25. Dec. 283. Numerianus führte das Heer
an den Hellespont zurück und wurde hier von seinem herrschsüchtigen
Schwiegervater, dem Gardeprafecten Ar rin s Aper am 12. Sept.
284 erschlagen. .Da Carinus, der in Rom sich allen Ausschweifungen
überließ, beim Heere verhaßt war, so wählte dieses den Anführer der
kaiserlichen Haustruppen, C. Aurelius Valerius Diocletianus
zu Chalcedou am 17. Sept. zum Kaiser, einen Dalmatier von niederer
Herkunft. Bei einer Musterung stieß er den Kaisermorder Aper mit
eigener Hand nieder. Dadurch erfüllte er die Wahrsagung einer Drui-
din, die ihm einst gesagt hatte: »Du wirst Kaiser seyn, wenn Du
einen Eber (aprum) getodtet hast.« Ohne Erfolg hatte Diocletianus
bisher wilde Eber (apros) erlegt, bis er den rechten Eber getroffen
hatte. Carinus zog zwar gegen den neuen Kaiser zu Felde, aber in
der Schlacht bei Margus an der Morawa in Servien im Mai 285
brachte ein beleidigter Tribun den schwelgerischen Carinus um und
machte dem Thronstreite ein Ende.
Xiii.
Diocletianus und seine Mitkaiser.
Mit des Diocletianus Erhebung auf den Kaiserthron horte die
zügellose Gewalt des Heeres auf, die Reichsverwaltung erhielt eine ganz
neue Einrichtung, die alten Formen der Republik, die sich noch erhal-
ten hatten, verschwanden, die Herrscher umgaben sich mit orientali-
schem Gepränge und verlangten für ihre Majestät fast göttliche Ver-
ehrung. Wer sich dem in seidenen Gewändern voll Gold, Perlen und
Edelsteinen prangenden, von zahlreichen Hosbeamten und Eunuchen
umgebenen und unzugänglich gemachten Kaiser nahete, mußte nach
asiatischem Hofceremoniel fußfällig die Göttlichkeit der kaiserlichen Ma-
jestät anbeten. Diocletianus führte eine strenge Herrschaft, wie es
bei dem innern Verfall des Staates und bei dem immer gefährlicher
werdenden Andrange der Barbaren nothig war. Kein Kaiser hat mehr
Kraft besessen, keiner die Regierungskunst vollkommner gekannt; er be-
festigte durch streng durchgeführte Neuerungen die Alleinherrschaft, zü-
gelte die Frechheit des Pöbels und der Soldaten, und unterdrückte
jeden Ausbruch der alten Freiheitsliebe, die noch im Senate sich er-
halten hatte, der immer noch Gesetzgeber und Vertreter des Volkes zu
seyn schien. Auch behandelten bis dahin die meisten Kaiser dieses
26*
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Iv
Bei der Ausarbeitung selbst habe ich überall die
Quellen sorgfältig zu Rathe gezogen und so viel als mög-
lich aus diesen selbst geschöpft; jedoch habe ich auch die
neueren und neuesten Forschungen sorgfältig benutzt und
was und wie es mir zweckmäßig schien, aus ihnen ent-
lehnt. Mehre habe ich an den betreffenden Stellen ge-
nannt; sie alle namentlich anzuführen, schien mir zwecklos.
Zn der Auseinandersetzung der Verfassung habe ich mich
besonders an dem vortrefflichen Werke von Göttling
»Geschichte der römischen Statsverfaffung« gehalten. Im
Ganzen ist mein Streben dahin gegangen, Gründlichkeit
des Inhaltes mit Klarheit und Anschaulichkeit der Dar-
stellung zu vereinigen, und es würde mich freuen, wenn
ich von dem vorgesteckten Ziele, welchem ich mit aller
Sorgfalt und Liebe nachftrebte, nicht zu weit zurückge-
blieben wäre.
Münster, den 6. Juli 1849.
Der Verfasser.
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260
gen fort und suchten namentlich die Gesandten der Allobroger,
die sich gerade damals in der Stadt aufhielten, um sich über
den Druck des römischen Statthalters zu beschweren, für sich zu
gewinnen, um dieses tapfere Volk in die Verschwörung hinein-
zuziehen. Allein die Gesandten fanden den Beitritt bedenklich
und theilten das Geheimniß ihrem Patron Q. Fabius Sanga
mit. Von diesem erfuhr es Cicero. Er gab den Rath, die
Gesandten sollten der Verschwörung zum Scheine beitreten und
sich dann Briefe von den Verschworenen an ihr Volk mitgeben
lassen. Das geschah. Cicero aber ließ sie auf der Rückreise,
der Verabredung gemäß, aufheben, und bekam nun die vollstän-
digsten schriftlichen Beweise von dem ganzen frevelhaften Unter-
nehmen in seine Hände. Er legte sie dem Senate vor (am 3.
Dcbr.); und nun wurden die Häupter der Verschwörung, fünf
an Zahl, in Gegenwart der Gesandten vernommen, durch Siegel
und Unterschrift vollständig überführt und in's Gefängniß ge-
bracht. Die Sitzung des Senats hatte bis gegen Abend gedau-
ert. Nun eilte Cicero nach dem Markte, um dem Volke, welches
ihn hier mit Ungeduld erwartete, das Ergebniß mitzutheilen (in
der 3. Rede am 3. Decbr.). Mit Entsetzen vernahm die Menge,
welchem Unglücke sie entgangen sei und pries den Muth und die
Weisheit des Consuls. Am 5. December versammelte er den
Senat, um über das Schicksal der eingezogcnen Verbrecher zu
entscheiden. Die ersten Senatoren stimmten für den Tod, bis die
Reihe an Cäsar, den erwählten Prätor, kam. Dieser erklärte, es
sei gesetzwidrig und gefährlich, ohne förmlichen Proceß auf To-
desstrafe zu erkennen, und trug auf ewige Gefangenschaft an2).
Dagegen erhob sich Cicero in seiner vierten Rede und wurde
von M. Porcius Cato kräftig unterstützt, so daß die Todesstrafe
zum Beschlüsse erhoben wurde. Dieselbe wurde noch an demsel-
den Tage im Kerker mittelst des Stranges an ihnen vollzogen.
Nach der Hinrichtung trat Cicero unter die herbeigeströmte Volks-
menge und verkündete mit lauter Stimme.- „Sie haben gelebt!"
Da jubelte das Volk, nannte ihn Netter des Vaterlandes und
führte ihn wie im Triumphe nach Hause.
Unterdessen war Antonius mit einem Heere nach Hetrurien
2) Hiedurch zog sich Cäsar selbst den Verdacht der Mitwissenschaft zu.
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